Hospiz- und Palliativversorgung in der Steiermark wird weiter ausgebaut

Sowohl die stationäre, als auch die mobile Versorgung wird bis 2025 deutlich erweitert. Neue Palliativbetten entstehen am LKH Weststeiermark und in Graz, bei der stationären Hospizversorgung sollen die Plätze bis 2025 mehr als verdoppelt werden – mit neuen Betten in der Hochsteiermark sowie in der Ost- bzw. Südoststeiermark. Auch die Förderung des Vinzi-Dorf-Hospizes wird verlängert und das Projekt „HPC mobil“ läuft mit dem Ziel, Mitarbeiter*innen der mobilen Pflege und Betreuung durch Schulungen in den vorhandenen Kompetenzen zu stärken und die Hospizkultur in den Trägerorganisationen tiefer zu verankern.

Bei der Hospiz- und Palliativversorgung steht die Verbesserung der Lebensqualität und die Linderung von Schmerzen und anderen Beschwerden von unheilbar kranken Patient*innen im Mittelpunkt. Hospiz- und Palliativversorgung fokussiert besonders auf medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Aspekte und begleitet umfassend unheilbar kranke Menschen in ihrer letzten Lebenszeit. Die demografische Entwicklung und die steigende Anzahl chronisch kranker Menschen führt dazu, dass die Hospiz- und Palliativversorgung zunehmend an Bedeutung gewinnt, weshalb auch in der Steiermark die Versorgung weiter ausgebaut wird. Für die Basisfinanzierung für Hospiz- und Palliativeinrichtungen für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche ist für 2022 ein Gesamtbetrag von € 10,3 Mio. vorgesehen. Darin enthalten sind auch Mittel für den bereits erfolgten Ausbau des Mobilen Palliativteams Graz und den weiteren Ausbau der telefonischen Rufbereitschaft.

Zusätzlich hat die Gesundheitsplattform Steiermark im Zuge ihrer 47. Sitzung am 19. November 2021 ein Budget von € 1.645.000,00 freigegeben um den weiteren Ausbau vor allem im stationären Hospizbereich zu fördern. Ergänzend wurde die Hospizversorgung für obdachlose Menschen in deren Lebensumfeld – das VinziDorf-Hospiz mit zwei Betten – mit einer Förderung in der Höhe von insgesamt maximal € 350.000,00 verlängert.

Projekt „HPC mobil“: Schulungen für Mitarbeiter*innen

Seit 2019 läuft in der Steiermark das Projekt „HPC mobil“. Dabei werden Mitarbeiter*innen der Hauskrankenpflege bezüglich Hospiz und Palliative Care speziell geschult – für ein würdevolles Zuhausebleiben bis zuletzt.
Die meisten Menschen wünschen sich, ihre letzte Lebenszeit zu Hause verbringen zu können. Neben pflegenden Angehörigen sind es oft die Mitarbeiter*innen der mobilen Pflege und Betreuung, die Patient*innen jeden Alters versorgen und wichtige Ansprechpartner*innen für alle Beteiligten darstellen. Der Hospizverein Steiermark hat als Projektträger im Sommer 2019 dahingehend das landesweite Projekt „HPC mobil“ gestartet – gemeinsam mit Volkshilfe Steiermark, Rotes Kreuz, Sozialmedizinischer Pflegedienst-Hauskrankenpflege Steiermark und Caritas Steiermark sowie der Unterstützung des Landes Steiermark und unter Begleitung des Dachverbands Hospiz Österreich und des Fonds Gesundes Österreich.

Hospiz- und Palliativversorgung wird weiter ausgebaut

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß: „Die Hospiz- und Palliativversorgung ist in der Steiermark im Bundesländervergleich bereits jetzt sehr gut ausgebaut. Eine abgestufte Versorgung und eine zentrale Koordination gewährleisten dabei, dass die Patientinnen und Patienten zur richtigen Zeit am richtigen Ort versorgt werden können. Durch den nun fixierten weiteren Ausbau sichern wir die Versorgung auch für die Zukunft ab – vor allem auch außerhalb von Graz. Bei den stationären Palliativbetten ist ein Ausbau von derzeit 48 auf 58 Palliativbetten bis 2025 geplant, bei den stationären Hospizbetten von 14 auf 30 Betten.“

Verlängerung für Vinzi-Dorf-Hospiz

Soziallandesrätin Doris Kampus: „Besonders freut es mich, dass das Vinzi-Dorf-Hospiz mit zwei Betten für weitere fünf Jahre abgesichert wurde. Damit können wir obdachlosen Menschen eine Versorgung in ihrem Lebensumfeld bieten. Auch ist es uns ein Anliegen, künftig ein möglichst geringe oder keine finanzielle Zuzahlung der Patientinnen und Patienten zu erreichen, um den niederschwelligen Zugang zu gewährleisten. “

Hochwertige und menschliche Betreuung

„Die Bevölkerung wird immer älter. Das ist natürlich erfreulich, bedeutet aber gleichzeitig, dass auch die Zahl der chronisch kranken und leider auch jene der unheilbar kranken Menschen weiter steigen wird. Umso wichtiger ist es, die Hospiz- und Palliativversorgung auszubauen, damit Betroffenen für die Endphase des Lebens eine hochwertige und menschliche Betreuung gewährleistet werden kann. In der Gesundheitsplattform Steiermark haben wir eine deutliche Aufstockung der Mittel beschlossen, was ich im Namen der Österreichischen Gesundheitskasse ausdrücklich begrüße“, erklärt der Vorsitzende des ÖGK-Landesstellenausschusses Steiermark, Vinzenz Harrer.

Hospiz- und Palliativversorgung (Sujetbild)

Für eine hochwertige und menschliche Betreuung: Als Basisfinanzierung für die Hospiz- und Palliativeinrichtungen  ist für 2022 ein Gesamtbetrag von € 10,3 Mio. vorgesehen. Zusätzlich hat die Gesundheitsplattform Steiermark im Zuge ihrer 47. Sitzung am 19. November 2021 ein Budget von € 1,645 Mio. freigegeben, um den weiteren Ausbau vor allem im stationären Hospizbereich zu fördern (Foto: sabinevanerp/Pixabay).

Flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung

Waltraud Klasnic, LH a.D., Vorsitzende Hospiz Österreich: „Im Sinne der Menschenwürde und unserer Verantwortung für Menschen, die wir auf ihren letzten Wegen begleiten dürfen, ist in der Steiermark ein kleines Vorweihnachtswunder geschehen. Das heute vorgestellte Paket weist mit einer flächendeckenden und leistbaren Hospiz- und Palliativversorgung den Spitzenplatz der Steiermark unter den Bundesländern aus. In über 25 Jahren wurde von den Haupt- und Ehrenamtlichen Menschen in unserem Land aufgebaut und vorbereitet. Danke an unsere Landesrätin für das klare Bekenntnis und die erfolgreichen Verhandlungen auf allen Ebenen.“

Professionelle Unterstützung durch Hauskrankenpflege

Peter Pilz, Obmann Hospizverein Steiermark: „Die Mehrheit der Menschen wünscht sich, ihre letzte Lebensphase zuhause zu verbringen. Das bedeutet für Angehörige eine enorme Herausforderung. Die Hauskrankenpflege sorgt hier für professionelle Unterstützung. Um die vorhandene Kompetenz und Sensibilität weiter zu stärken, unterstützt der Hospizverein Steiermark im Rahmen des Projektes „HPC mobil“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Trägerorganisationen dabei, die Hospizkultur noch tiefer in ihrer Arbeit zu verankern. Durch dieses große Engagement des Pflege- und Betreuungspersonals soll gemeinsam mit den rund 850 Ehrenamtlichen des Hospizvereins Steiermark die letzte Lebensphase eines Menschen in höchstem Maße lebenswert und menschenwürdig gestaltet werden können.“

Vielschichtige Angebot in der Hospiz- und Palliativversorgung

„Für alle Menschen in der Steiermark besteht ein flächendeckender und gerechter Zugang zu den Möglichkeiten der spezialisierten Hospiz- und Palliativversorgung. Die Angebote sind sehr vielschichtig und reichen von mobilen Palliativteams über Palliativkonsiliardienste bis hin zur Versorgung auf Palliativstationen und im stationären Hospiz. Als Koordinationsstelle gewährleisten wir einen koordinierten Ausbau der Angebote, fördern die Zusammenarbeit und beraten Betroffene und Angehörige“, erläutert Johann Baumgartner, Leiter der Koordinationsstelle Palliativbetreuung Steiermark, die organisatorisch der KAGes übertragen ist und vom Gesundheitsfonds Steiermark finanziert und begleitet wird.

Bundesweites Hospiz- und Palliativfondsgesetz

„Die Hospiz- und Palliativversorgung hat sich in Österreich vielfach aufgrund von Einzelinitiativen entwickelt und ist nicht klar dem Gesundheits- oder Sozialbereich zuzuordnen. Die Finanzierung und Abwicklung in den einzelnen Bundesländern läuft derzeit daher sehr heterogen. Das neue bundesweite Hospiz- und Palliativfondsgesetz, welches sich derzeit in Begutachtung im Nationalrat befindet, wird hier zu einem schnelleren Ausbau des bedarfsgerechten Versorgungsangebotes führen und soll die Finanzierung langfristig absichern“, sagt Johannes Koinig, Leiter des Bereiches Gesundheitsplanung, Steuerung und Qualität im Gesundheitsfonds Steiermark.

Der geplante Ausbau im Kurz-Überblick:

  • Stationäre Palliativbetten für Erwachsene: Von derzeit 48 auf 58 Palliativbetten bis 2025 (acht im LKH Weststeiermark und Deutschlandsberg sowie 2 im Krankenhaus der Elisabethinen in Graz) und weitere fünf Betten bis 2030. Die acht neuen Betten am LKH Weststeiermark befinden sich bereits in Umsetzung.
  • Palliativkonsiliardienste (PKD) und mobile Palliativteams (MPT): Die erforderliche Anzahl an Teams – aufgeteilt auf die ganze Steiermark – wurde bereits erreicht. Bis 2025 erfolgt eine personelle Verstärkung in bestehenden Teams.
  • Stationäre Hospizversorgung für Erwachsene: Zu den derzeit 14 stationären Hospizplätzen und sechs Tageshospizplätzen in Graz kommen 16 Plätze vor allem in der Hochsteiermark sowie im Osten und Südosten der Steiermark hinzu, sodass im Jahr 2025 insgesamt 30 Plätze steiermarkweit bestehen werden.
  • Vinzi-Dorf-Hospiz: Zusätzlich wird die Finanzierung der zwei Betten im Vinzi-Dorf-Hospiz in Graz für Obdachlose um weitere fünf Jahre bis 2027 verlängert.
  • Hospizteams: Derzeit gibt es 32 Teams, wobei derzeit etwa ein Drittel der Einsätze von hauptamtlichen Koordinator*innen organisiert werden. Da die Aufgabe aufgrund der steigenden Anforderungen immer schwieriger ehrenamtlich zu bewerkstelligen ist, wird bis 2025 eine Verdoppelung der hauptamtlichen Koordinator*innen angestrebt.
  • Hospiz- und Palliativversorgung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene: Stationären Kinderpalliativbetten, integriert in den Abteilungen für Kinder- und Jugendheilkunde sollen künftig gesondert ausgewiesen und um Spezialausstattungen ergänzt werden. Geplant sind vier Betten am LKH Univ.-Klinikum Graz und zwei am LKH Hochsteiermark, Standort Leoben. Die mobilen Kinderpalliativteams, die seit 2014 in der Steiermark im Einsatz sind, sollen bis 2025 und 2030 personell verstärkt werden.
  • Stationäres Kinder-Hospiz: Für die Realisierung eines Stationären Kinder-Hospizes plädiert die Steiermark für bundesländerübergreifende Lösungen. Der Bedarf besteht, aber sehr kleine externe Einheiten sind nicht zielführend. Für ein bundesländerübergreifendes Kinder-Hospiz wäre auch die Steiermark gesprächsbereit und steht für eine Umsetzung bereit.

Weitere Statements:

Karin Oblak, HPC mobil-Projektleiterin im Hospizverein Steiermark: „Ziel ist es, die vorhandene Kompetenz und Sensibilität der Mitarbeiterinnen und praxisorientierte Workshops oder bundesländerübergreifende Austausch- und Netzwerktreffen. Bisher wurden unter anderem 19 TrainerInnen nach einem österreichweiten Curriculum geschult. Es gab insgesamt 18 MitarbeiterInnen-Workshops in denen 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geschult wurden. Dazu sind diverse Gruppentreffen sowie umfassende Evaluierungen und Organisationsentwicklungsprozesse durchgeführt worden. Das Projekt soll 2022 fortgesetzt werden.“

Nora Tödtling-Musenbichler, Vize-Direktorin, Caritas Steiermark: „Eine würdevolle Begleitung in allen Lebenslagen ist der Caritas Pflege ein großes Anliegen Daher ist Hospiz und Palliative-Begleitung bereits seit vielen Jahren Kultur in unseren Pflegewohnhäusern. So war es ein logischer Schritt für uns, auch am österreichweiten Projekt HPC mobil für die Hauskrankenpflege mitzuwirken. Unsere MitarbeiterInnen bekommen ein Paket an Wissen und Fähigkeiten in die Hand, um schwerkranke und sterbende Menschen gut zu begleiten und zu betreuen. Das gibt Sicherheit im Tun vor Ort. Begleitende Maßnahmen der Organisationsentwicklung sollen zusätzlich für Unterstützung in schwierigen Situationen sorgen.“

Doris Koini, Pflegedienstleitern, Sozialmedizinischer Pflegedienst: „Im Rahmen des Workshops ist es gelungen, die entsprechende Haltung und ein Grundwissen zu Hospiz und Palliative Care zu vermitteln. Es wurden notwendige Unterstützungsmaßnahmen und Rahmenbedingungen erarbeitet, um damit im täglichen Tun Sicherheit und Professionalität zu ermöglichen. Ein Sterben in Würde ist wesentlich abhängig von den Rahmenbedingungen, unter denen Menschen miteinander leben. Deshalb verlangt eine lebendige Hospiz- und Palliativkultur entsprechende Anpassungen in unseren eigenen Strukturen und Abläufen und das notwendige Engagement aller Beteiligten.“

Manuela Steiner, Pflegedienstleiterin Mobile Pflege- und Betreuungsdienste, Volkshilfe: „In Würde alt werden, dazugehören, selbst bestimmen, schmerzfrei sein, die Grenzen der eigenen Scham selbst festlegen, Zuhause leben, beim Sterben nicht alleine sein – das wollen unsere MitarbeiterInnen den Menschen, die sie betreuen, ermöglichen. Unsere MitarbeiterInnen brauchen dazu sehr viel Know-how über die letzte Lebensphase und hohe Fähigkeiten in den Bereichen Kommunikation, Information, Beratung und Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen und ihrer Angehörigen. Mit dem Projekt ‚Hospizkultur und Palliativ Care in der Mobilen Pflege und Betreuung Zuhause‘ (HPC mobil) unterstützen wir die MitarbeiterInnen darin, diese Fähigkeiten zu verbessern. Oberstes Ziel ist, den Menschen ein Sterben in Würde Zuhause zu ermöglichen.“

Johanna Reinisch-Gratzer, Pflegedirektorin, Rotes Kreuz: „Die Pflege und Betreuung von Menschen in der letzten Phase ihres Lebens gehört zu den wertvollsten Erfahrungen und gleichzeitig herausforderndsten Aufgaben – nicht nur für ihre Familien, sondern auch für die in der Hauskrankenpflege beruflich Tätigen. Ein umfassendes Verstehen der unterschiedlichen Bedürfnislagen sowie hohe Sicherheit in der praktischen Versorgung sind ganz wesentlich für eine gelingende Begleitung. Die vertiefte Wissensvermittlung im Rahmen des Projektes bringt für die mobil Pflegenden und Mitarbeiter weiter zu stärken sowie die Hospizkultur und Palliative Care in den teilnehmenden Trägerorganisationen nachhaltig zu verankern. Dazu laufen verschiedene Maßnahmen wie Schulungen, Betreuenden beides: Ein Mehr an Verstehen und ein Mehr an Sicherheit. Davon profitieren alle: Die betroffenen Menschen durch ein möglichst gutes Gehen dürfen, die Angehörigen durch professionelle Unterstützung und verbesserten Halt in überaus schwieriger Zeit, die beruflich Tätigen durch gesteigerte Souveränität im Handeln und einen erfüllenden Dienst am und mit Menschen.“